
Inklusion ist Teilhabe, sie bedeutet mitmachen, partizipieren. Ein guter Raum hat einiges mitgemacht, er erzählt die Geschichte derjenigen, die ihn geformt haben. Raum untersützt das Lernen und die Teilhabe im Bildungssystem.
Guter Raum unterstützt das Lernen
Zum Glück wurde in der letzten Zeit die Qualität des gebauten Raumes durch Planer, Ämter und Pädagogen zunehmend beachtet. Der Zusammenhang zwischen guten Lernorten, deren Architektur und schulischer Leistung ist mittlerweile begründet. Dabei geht es allerdings nicht nur darum, eine Architektur zu schaffen, die Schüler mit aufnimmt und nach gewisser Zeit mit Bestnoten wieder ausspuckt; die Zeit der Lernfabriken ist endgültig vorbei, auch viele der Gebäude in der Schullandschaft noch aus dem letzten Jahrhundert stammen. Es geht darum, Orte zu schaffen, die Kinder und Jugendliche aufnehmen und das Lernen, Leben und Arbeiten in dem Gebäude unterstützt. Und was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist neu: Pädagogische Architekturen werden zunehmend als Lebensorte begriffen. Sie sind Räume zum Spielen, Toben, Essen, Freunde treffen, sich Erfahren, aber auch zum Untergebracht-Sein und eben: zum Lernen.
Der Raum als Setting
Nun, das Lernen bedeutet nicht lediglich, das bestmögliche Einhämmern von Wissensbeständen. Soziales Lernen, Interkulturelles Lernen, Selbstgesteuertes Lernen, das Erlernen des Lernens und andere sind Themen, die nicht erst seit gestern diskutiert werden. Und jedes Lernziel hat seine eigenen didaktischen Methoden, auf die verschiedene Schulen, auch räumlich, unterschiedlich reagieren und die unterschiedliche Gewichtungen erhalten, je nach pädagogischem Ziel der Institution und den Rahmenbedingungen, unter denen Sie entstanden ist. Wissensbestände sind Dank moderner Kommunikationstechnik jederzeit abrufbar, um das Auswendiglernen und Abfragen von Fakten, Daten und Zahlen geht es schon lange nicht mehr. Der Raum ist daher nicht Ziel oder der Vermittler von Lernprozessen, er ist das Setting, in dem Bildungsprozesse stattfinden. Er ist der Ort, an dem pädagogischen Gegebenheiten stattfinden.
Ein Kind hat drei Lehrer…
Der Dreiklang, der einem schwedischen Sprichwort zugesprochen wird, geht so: Ein Kind hat drei Lehrer. Die anderen Schülerinnen und Schüler, die Lehrerinnen und Lehrer, und den Raum. Besonders gewürdigt wird dieses Sprichwort wohl, weil es erstmalig und gleichsam selbstverständlich den Raum als Bezugsgröße von Bildungsprozessen würdigt. Er ist sozusagen Wasser auf die Mühlen derer, die sich auf unterschiedlichste Weise für den Raum in der Pädagogik einsetzen. Immerhin rund 84.000 Einträge zählt dieses Mantra allein bei der deutschsprachigen Google-Suche. Ein Mantra.
Das Problem mit einem solchen ist es, dass es sich gebetsmühlenartig einhämmert, und dann eben, wie der pädagogische Raum in vergangenen Jahrhunderten, nicht mehr hinterfragt werden muss. Eine gute Gelegenheit, alles von ästhetischem Wert der guten Bildung unserer Kinder zuzusprechen. Aber: Wer hat eigentlich die Gestaltungshoheit? Was gefällt, muss nicht pädagogisch-didaktisch sinnig sein. Und ein Dogma kann das Schweden-Zitat nicht sein, allerhöchstens eine Idee.
Keine ganzheitliche Theorie
„Eine ganzheitliche Theorie pädagogischer Institutionen konnte nicht gefunden werden.“ Auch wenn dieser Satz zehn Jahre alt ist, gilt er noch. Die Erziehungswissenschaft hat eine Universaltheorie nie herausgerückt. Pädagogik sei eben das Wissen um verschiedene Pädagogiken. Unterschiedliche Ziele haben unterschiedliche Methoden. Was also ist das pädagogische Ziel einer Institution?
Nun, einig ist sich die Bildungsarchitektur-Szene, auch der Raum nehme eine pädagogische Rolle ein. Nach dem Schweden-Zitat sei immerhin „Lehrer“. Etwas schwingt da zunächst der altehrwürdige Beruf des Paukers mit. Schade, dass der Beruf des Lehrers in Wirklichkeit ein recht geringes Ansehen in der Bundesdeutschen Öffentlichkeit genießt. So glauben nur zwanzig Prozent der Bundesbürger, Lehrer erhalten den Respekt, den sie verdienen. Abgesehen davon, dass die Lehrerrolle selbst stetig zur Disposition steht, sich im besten Falle langfristig selber abschafft, hin zu einem Moderator von selbstgesteuerten Lernprozessen, ist es schwierig, dem Raum eine Lehrerrolle zuzuschreiben. Der Raum vermittelt nicht sondern ist Mittel, eines von mehreren Medien im Bildungskontext.
Wie geht´s denn nun ?
Der Raum ist Intrument. Für jedes Ziel gibt es also ein unterschiedliches. So wie Lehr- und Lernprozesse moderiert werden sollten, sollte auch die Schulbauplanung ein partizipativer Prozess ein. „Bauprozesse sind immer auch eine Übersetzungsleistung zwischen Experten und Laien. Der Pädagogische Bauausschuss ist ein ideales Instrument der Kommunikation. Er befähigt Lehrer, im Auftrag des gesamten Kollegiums fachlich begründete Beschlüsse zu fassen. Somit schafft er eine wichtige Voraussetzung, um pädagogische Konzepte baulich umzusetzen. Voraussetzung: Das pädagogische Konzept ist klar.