
"Kommunikation ist alles. Wir konnten verdeutlichen, welche Angebote die Stadt Bielefeld
den Bürgern der Sennestadt bereits bietet, und die Angebote der Bauberatung, des Umweltamtes und
der Stadtwerke Bielefeld weitertragen. Wir haben die Sennestadt weit über die Stadtgrenzen hinausgetragen."
Redaktion: Was lieben Sie persönlich an der Sennestadt?
Heike Böhmer: Die Architektur der 60er Jahre. Das ist das was die Sennestadt ja insgesamt ausmacht und das kann man natürlich an jedem großen und kleinen Haus hier sehen. Das ist eine Besonderheit. Die Gebäudearchitektur und auch die Stadtarchitektur finde ich faszinierend. Wer die Sennestadt von oben schon mal angeschaut hat, wie Reichow sich das damals vorstellt hat… Das ist einfach was ganz Besonderes und insofern unglaublich erhaltenswert.
Thorsten Försterling: Die Soziale Idee der Sennestadt, die Reichow umsetzen wollte, die Durchmischung, die sich eben in den Gebäudetypologien zeigt… der Organische Stadtgrundriss, der nirgendwo anders so umgesetzt wurde… Es heißt vom Stadtmarketing „Willkommen im Grünen Bereich“ und das können wir bewahrheiten mit den Grünzügen, mit den Anschlüssen an die umgebende Natur. Das ist das was für die Sennestadt begeistert.
Reihenhaus in der Sennetadt: Echte Liebhaber-Objekte im Grünen
Redaktion: Sanierungsprojekte packt man nicht an, wenn man nicht eine gewisse Begeisterung entwickelt. Wie begeistern Sie die potenziellen Bauherren? Welche Argumente haben sich als besonders nützlich erwiesen, um sie „rumzukriegen“?
Böhmer: Wir wollen die Leute gar nicht rumkriegen. Das ist glaube ich das allerwichtigste. Sondern wir wollen, dass sie sich durch unsere Informationen und durch unsere Dinge, die wir mit ihnen zusammen tun, selbst überzeugen. Verstehen, warum Dinge gemacht werden müssen oder können, was dabei rauskommen kann, wie man das ganze umsetzen kann. Und ich glaube, wir haben mehr als einmal bei unseren Veranstaltungen gemerkt, dass die Leute durch unsere Informationen erstmal auf die Spur gebracht werden, an ihrem Haus etwas zu tun. Oder vielleicht sich erstmal mit ihrem Haus zu beschäftigen. Das war der erste Schritt: Ich kümmere mich erstmal wieder um mein Haus. Das ist für uns ein guter Erfolg, Leute zu motivieren, sich mit ihrem Haus zu beschäftigen und nach vorne zu gucken.
Försterling: Sich selbst überzeugen, Übernahme der Verantwortung für das eigene Gebäude und die Wertschätzung. Qualität und Kommunikation sind die Themen, die immer wieder nach vorne treiben. Darin steckt zu kommunizieren, die Wertschätzung für den Stadtteil, für den Ort, damit ich eine Basis habe aufgrund der ich bereit bin, in dieses Haus zu investieren.
Redaktion: Was tun Sie, um den architektonischen Gesamtcharakter, gewissermaßen die Corporate Identity der Sennestadt zu erhalten?
Försterling: Wir sind historischer Stadtkern. Das können die wenigsten glauben, aufgrund des Alters von jetzt 61 an der Sennestadt. Wir haben Gebäude mit Zeugniswert, die es auch zu erhalten gilt. Ich muss ein Gebäude einzeln betrachten. Die Merkmale, die es zu erhalten gilt, die wichtig sind für den Stadtraum im Quartier benennen und dann weiß ich auch wie ich in der energetischen Sanierung damit umzugehen habe. Die Nutzbarkeit steht im Vordergrund!
Dipl.-Ing. Heike Böhmer
ist geschäftsführende Direktorin des Instituts
für Bauforschung e. V. in Hannover
Dipl.-Ing. Thorsten Försterling
ist Projektleiter bei alberts.architekten und Sanierungsmanager in der Sennestadt. Im gemischten Doppel setzen beide Projekte der Energetischen Stadtsanierung um.
aus: Ein Interview mit den Sennestädter Sanierungsmanagern Heike Böhmer und Thorsten Försterling nach 2 Jahren Sanierungsmanagement